Blackout

Warum ein Blackout mit jeder weiteren Windenergieanlage wahrscheinlicher wird

Immer dann, wenn die Bundesregierung Dinge ausschließt, so hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, sollte man sich auf das Gegenteil gefasst machen. Aufgrund Habecks Beteuerungen einer jederzeit  gesicherten Energieversorgung bedeutet das,  sich mit den Konsequenzen längerer Stromausfälle  vertraut zu machen.

So versprach die ehemalige Bundeskanzlerin Merkel 2011 noch vor laufenden Kameras:

„Die EEG-Umlage soll nicht über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen; heute liegt sie bei etwa 3,5 Cent pro Kilowattstunde. Langfristig wollen wir die Kosten für die Vergütung des Stroms aus erneuerbaren Energien deutlich senken.“

Ein Jahr später wird Merkel von der Realität mit einer derartigen Wucht  überrollt, dass Sie den Versuch einer Rechtfertigung ihres wenige Monate alten Versprechens, glatt unterlässt.  Statt der versprochenen 3,5 Cent stieg die Umlage innerhalb eines Jahres um satte 50% auf  5,3 Cent pro KWh.

Frau Merkel kommentiert das im Jahr  2012 so:

„Wenn man die Energiewende will, geht es nicht ohne jede Preisveränderung“ 

 

Blackout-Kerzenlicht

Ein kurzer Rückblick.  Am 04.11.2006 brauch das Europäische Verbundnetz weiträumig zusammen. Ausgelöst wurde die kaskadenartige Abschaltung weiter Teile der Europäischen Stromversorgung durch Leitungsüberlastungen in Norddeutschland. Ausgangspunkt war die Überführung des Kreuzfahrtschiffes „Norwegian Pearl“ von der Meyer-Werft in Papenburg auf der Ems in Richtung Nordsee. Wenn Sie dem Link folgen können Sie eine Zusammenfassung der Ereignisse nachlesen.

Um dem Ozeangiganten die gefahrlose Durchfahrt unter einer Hochspannungsleitung zu ermöglichen, sollte diese planmäßig abgeschaltet werden. Grundsätzlich ist das kein Problem, da das Stromnetz in Deutschland so dimensioniert ist, dass trotz Ausfall eines Betriebsmittels, wozu auch Hochspannungsleitungen zählen, die verbleibenden Leitungen den maximal möglichen Stromfluss der ausgefallenen Leitung vollständig übernehmen können. Das sogenannte (n-1) – Prinzip.  Dieses Prinzip ist dann leicht einzuhalten, wenn die einspeisenden Kraftwerke bedarfsgerecht steuerbar sind. Mit der politisch verordneten „Energiewende“ wächst nun allerdings die Zahl einspeisender Kraftwerke permanent an, die Strom nicht nach Bedarf sondern nach meteorologischen Einflussgrößen wie Windstärke und Sonnenlicht bereitstellen.

Am Abend des 04.November  produzierten Norddeutsche Windkraftanlagen einmal mehr ein Überangebot an elektrischer Leistung, was die Übertragungsleitungen bis an die Überlastungsgrenze ausgereizt hat. Eine relaltiv kleine Prognoseungenauigkeit, die die zu erwartenden Lastflüsse um etwa 130MW unterschätzt hat,  führte nach planmäßiger Abschaltung der 380KV Höchstspannungsleitung über die Ems zur automatischen Abschaltung einer weiteren Leitung wegen Überlast.  Von dem Zeitpunkt an vergingen nur 14 Sekunden, bis das EON-Netz praktisch vollständig zusammengebrochen war. Die nun angestoßene Kaskade automatischer Schaltvorgänge im Europäischen Verbundnetz führte zur Auftrennung des europäischen Verbundnetzes  in 4 Teilnetzte. Im Ergebnis saßen durch diesen Vorfall  Millionen Menschen in Westeuropa im Dunkeln.

Die Netzsituation hat sich seit dem weiter dramatisch verschlimmert, weil bis zum heutigen Tag Gesetze wie das EEG dafür sorgen, dass der Zubau an wetterabhängiger Stromerzeugung unvermindert anhält. Ohne dass unser Stromnetz auf das temporäre Überangebot an Einspeiseleistung ausgelegt ist. Warum sollte das Stromnetz auch so ausgebaut werden, dass es weitaus mehr Strom übertragen  kann, als überhaupt nachgefragt wird.

Niemand käme auf die Idee die Dörfer in den ländlichen Regionen fortan ausschließlich über 3-spurige Autobahnen zu verbinden, nur weil die 2 mal jährlich einsetzende Urlaubsreisewelle die Dorfstraßen kurzzeitig überlastet. Bei der Stromversorgung rechtfertigt unsere Regierung aber eine vergleichbare Überdimensionierung der Netzinfrastruktur,  nur um weiterhin den Anschein aufrecht erhalten zu können, der massenweise Ausbau wetterbedingter Stromerzeugung sei sinnvoll und alternativlos. Koste es was es wolle. Die Stromkunden werden einfach per Gesetz gezwungen, für die erheblichen Zusatzkosten aufzukommen.

Es wurden spezielle gesetzliche Regelungen notwendig, damit Leitungsüberlastungen nicht zur automatischen Schwarzschaltung führen. Das sind §11 EEG i.V. mit §13(2) EnWG und §13.1 EnWG. Beide Gesetze sollten eigentlich nur bei außergewöhnlichen Netzsituationen, beispielsweise infolge aufziehender Stürme oder anderer Extremwetterereignisse zur Anwendung kommen.  Inzwischen müssen diese Netznotstandsregelungen fast stündlich angewandt werden, um die Vorfälle des Jahres 2006 nicht erneut eintreten zu lassen.

Unser Stromnetz befindet sich im nahezu ständigen Ausnahmezustand. Falls Sie der Meinung sind, alles Panikmache, dann nehmen Sie sich einfach mal einen Augenblick Zeit und schauen sich an, wie oft „50 Hz Transmission“, der ostdeutsche Übertragungsnetzbetreiber, im laufenden Jahr bereits massiv in die Lastflüsse der Ostdeutschen Regelzone eingreifen musste.   Hier geht es zur Auflistung alle notwendigen Netzeingriffe im Rahmen des sogenannten Engpassmanagement

Während in der Ostdeutschen Regelzone im Jahr 2011 an 47 Tagen Notfallmaßnahmen zur Beibehaltung der Netzstabilität ergriffen werden mussten, war das 2012 bereits an 78 Tagen der Fall.

Weiterhin verhindert man den Blackout unserer Stromversorgung derzeit dadurch, indem regelmäßig das Europäische Verbundnetz UTCE (Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity) missbraucht wird. Es werden einfach in Deutschland anfallende Stromüberkapazitäten über das Europäische Verbundnetz, ungebetener Weise durch die Höchstspannungsnetze unserer Nachbarländer abgeleitet.

ELIA_PST_Monceau_400MVA
Phasenschieber 400MVA

Dieser Umstand wird dann vor allem von den Grünen und anderen umweltbewegten Gutmenschen dahingehend fehlinterpretiert, dass Deutschland trotz Atomausstieg jederzeit so viel Strom produziert, dass wir sogar Netto-Stromexporteur sind. Ob diese Aussagen aus Unkenntnis technischer Zusammenhänge, oder einfach nur zur Verteidigung   der eigenen Öko-Ideologie getroffen werden, vermag jeder selbst zu beurteilen.

Im Ausland ist man nicht länger bereit, für die ideologisch dominierte Energiepolitik Deutschlands die eigenen Stromnetzte zu gefährden. Polen, Tschechien und nach neusten Verlautbarungen auch die Niederlande, bauen nun an den Kuppelstellen zum deutschen Stromnetz sogenannte Phasenschieber. Mit diesen Großtransformatoren kann auf sehr zuverlässige Weise verhindert werden, dass deutscher Ökostrom weiterhin die Stromnetze unsrer Nachbarn verstopft.

Wenn Sie diesem  Link zur Nordwest-Zeitung folgen, können Sie eine gute Beschreibung dazu lesen.

Zukünftig wird es nicht mehr funktionieren, überflüssig erzeugte Öko-Strommengen einfach auf unsere  Nachbarn abzuwälzen.

Und während die Mitarbeiter der Netzleitstellen immer öfters im Dreieck springen, um das Chaos irgendwie mit Kunstgriffen aller Art zu beherrschen, träumen unsere Spitzenpolitiker den kollektiven Traum der deutschen Vorreiterrolle in aller Ruhe weiter.

Bildquelle Phasenschieber: Philippe Mertens at nl.wikipedia [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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